PRESSEKONFERENZ: Mobilität für alle - LINZ AG LINIEN bauen Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr weiter aus

Unser Ziel: Zugang zum öffentlichen Verkehr für alle Fahrgäste

Im Alltag mobil zu sein, ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Es gibt jedoch auch viele Menschen, deren Mobilität durch körperliche Behinderungen oder andere Gründe eingeschränkt ist. Die LINZ AG LINIEN setzen seit Jahren vielfältige Maßnahmen, um vorhandene Barrieren so gut wie möglich abzubauen und allen Fahrgästen einen Zugang zum öffentlichen Verkehr zu ermöglichen. Durch technische Modernisierungen beim Fuhrpark (z.B. Niederflurfuhrpark) und bauliche Maßnahmen im Bereich der Haltestellen haben die LINZ AG LINIEN in der Vergangenheit wichtige Schritte auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr gesetzt und nehmen in diesem Bereich österreichweit eine Vorreiterrolle ein.

Barrierefreiheit steht im Gesetz

Die Verpflichtung zur Herstellung der baulichen Barrierefreiheit ist im Bundesbehindertengleichstellungsgesetz BGStG geregelt, das am 1.1.2006 in Kraft getreten ist. Mit 31.12.2015 endet die darin verankerte Übergangsfrist, die Einrichtungen in Bundeskompetenz und Wirtschaftstreibenden gewährt wurde, um die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit ihrer Angebote für behinderte Menschen herzustellen. Betroffen davon sind auch Verkehrsbetriebe, so auch die LINZ AG LINIEN. Die Betreiber öffentlicher Linienverkehre hatten die Möglichkeit, bis Ende 2006 sogenannte Etappenpläne zu erstellen, in denen klar geregelt ist, wann welche Maßnahmen zur Barrierefreiheit gesetzt werden und wann der gesamte Prozess abgeschlossen sein wird. Dazu zählen Umbauten von Haltestellen ebenso wie der Austausch des bestehenden Fuhrparks. Seit Juli 2012 sind in Linz nur noch Niederflurfahrzeuge unterwegs.

„Wer glaubt, Barrierefreiheit kommt nur ein paar Rollstuhlfahrern zugute und sei deshalb in Relation zu teuer, der irrt. Barrierefreiheit ist für alle Menschen gut, vor allem auch für ältere Personen, aber auch für Eltern mit Kinderwägen oder kleinen Kindern“, stellt ÖZIV Präsident Klaus Voget klar.

Barrierefreiheit ist mehr als der Abbau von baulichen Barrieren

Neben dem Abbau von objektiven, sichtbaren Barrieren, setzen die LINZ AG LINIEN einen verstärkten Schwerpunkt auf den Abbau von Barrieren im Kopf. Denn nur durch ein besseres Verständnis für die Welt des anderen können auch Hemmschwellen und zwischenmenschliche Barrieren auf beiden Seiten abgebaut werden – sowohl bei den Fahrern als auch bei den Fahrgästen mit Behinderungen. Ziel ist es, mehr Rücksichtnahme und ein besseres Miteinander im öffentlichen Verkehr zu erreichen. Dazu haben die LINZ AG LINIEN gemeinsam mit ÖZIV – Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen - im Herbst 2014 ein großes Projekt gestartet, bei dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fahrdienstes durch spezielle Trainings und Übungen für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen sensibilisiert wurden.

„Unser Ziel muss es sein, allen Fahrgästen einen Zugang zum öffentlichen Verkehr in Linz zu ermöglichen. In den letzten Jahren haben die LINZ AG LINIEN zahlreiche technische und bauliche Maßnahmen gesetzt, um bestehende Barrieren abzubauen. Doch für eine umfassende Barrierefreiheit braucht es mehr. Darum haben wir mit dem Projekt ‚Mobilität für alle‘, also dem Abbau von Barrieren im Kopf, den Fokus gezielt auf die zwischenmenschliche Ebene gerichtet. Unser Fahrpersonal ist so noch besser auf die Herausforderungen im Arbeitsalltag vorbereitet und für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen besonders sensibilisiert“, ist LINZ AG Vorstandsdirektorin Dr.in Jutta Rinner vom Erfolg des Projekte überzeugt.

Wer ist von Barrieren betroffen?

Beim Begriff Barrierefreiheit denken die meisten Menschen zuerst an Rollstuhlbenutzer und dann an Rampen und Lifte. Umfassende Barrierefreiheit bedeutet aber wesentlich mehr, als die Bus- und Straßenbahnflotte auf die Anforderungen von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen umzurüsten: Es geht zum einen um die Berücksichtigung aller Behinderungsformen, also auch um Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, um Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit psychischen Problemen. Und es geht andererseits nicht nur um die Beseitigung baulicher Barrieren, sondern auch um den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen.

Mobilität für alle – Ein Projekt zur Förderung einer umfassenden Barrierefreiheit

Die Mitarbeiter des Fahrbetriebes der LINZ AG LINIEN befördern jährlich fast 107 Millionen Fahrgäste. Darunter sind natürlich auch Menschen mit Behinderungen bzw. körperlichen Beeinträchtigungen. Um das Fahrpersonal auf diese Situationen vorzubereiten und so den Bedürfnissen von Fahrgästen mit Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen bestmöglich gerecht werden zu können, haben die LINZ AG LINIEN gemeinsam mit dem ÖZIV ein spezielles Schulungs- und Trainingsprogramm für die Mitarbeiter des Fahrbetriebs entwickelt und durchgeführt.

Notwendig werden solche Schulungen und Trainings deshalb, weil die wenigsten Menschen Kontakt mit Personen mit Behinderungen haben und aufgrund des „Andersseins“ häufig Ängste und Vorurteile anzutreffen sind. „Barrierefreiheit beginnt im Kopf und dazu tragen die Sensibilisierungs-trainings des ÖZIV wesentlich bei“, so Dr. Klaus Voget, selbst Rollstuhlbenutzer und Präsident des ÖZIV.

420 Fahrerinnen und Fahrer nahmen an Trainings teil

In Zusammenarbeit mit ÖZIV wurden seit September 2014 bis Ende April diesen Jahres 420 Fahrdienst-Mitarbeiter der LINZ AG LINIEN in insgesamt 24 Trainings für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen ausgebildet.

Besseres Verständnis durch Wechsel der Perspektive

Im Rahmen der Ausbildung konnten vor allem vorhandene Hemmschwellen auf zwischenmenschlicher Ebene abgebaut werden. So wurden die Fahrer der LINZ AG LINIEN in speziellen Trainings und Übungen mit den Herausforderungen von Fahrgästen mit Behinderungen vertraut gemacht. Dazu gehörte es u.a. auch, sich selbst einmal in einen Rollstuhl zu setzen oder sich mit einem Blindenstock fortzubewegen. Dieser Perspektivenwechsel ermöglicht durch selbst gemachte Erfahrungen ein besseres Verständnis für die Anforderungen von Fahrgästen mit Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen und fördert dadurch ein besseres, respektvolles Miteinander aller Beteiligten. Schwerpunkte waren der Umgang mit mobilitätseingeschränkten Menschen und mit Menschen mit Sehbeeinträchtigung. „In den Trainings ging es nicht nur um eine theoretische Wissensvermittlung. Die Stärke und besondere Qualität der ÖZIV Trainings macht der Einsatz selbstbetroffener Menschen als Trainer aus“, betont ÖZIV Präsident Voget.

Einer der Trainer war der Rollstuhlbenutzer und Journalist Mag. Manfred Fischer, der auch Fachbeirat im ÖZIV ist: „Es war mir bei den Trainings besonders wichtig, dass die Bus- und Straßenbahnfahrer sich einmal selbst in einen Rollstuhl setzen und so das Leben aus einer anderen Perspektive sehen. Sie erleben dann die Schwierigkeiten, die sich für Menschen im Rollstuhl ergeben, wie Gehsteigkanten oder Steigungen.“ nWichtig war ihm auch zu vermitteln, dass die Behinderungen der Menschen im Rollstuhl total unterschiedlich sein können und sie daher auch mehr oder weniger Unterstützung beim Ein- und Aussteigen benötigen. „Für mich sind solche Schulungen immer wieder sehr interessant, weil man mit Menschen ins Gespräch kommt, die oft keine behinderten Menschen in ihrem Umfeld haben. So können manche Vorurteile im direkten Gespräch abgebaut werden“, sagt Fischer. „Ich will auch vermitteln, dass Menschen mit Behinderungen ein fröhliches, erfülltes Leben leben können. Dies wird manchmal nicht so gesehen, weil nicht behinderte Menschen nur die Einschränkungen sehen, die eine Behinderung mit sich bringt."

Hemmschwellen auf beiden Seiten abbauen

„Die Kombination von theoretischem Wissen und praxisorientiertem Lernen und besonders der Perspektivenwechsel in den Trainings ermöglicht Begegnungen und Erfahrungsaustausch zwischen Fahrgästen mit Behinderungen und unseren Fahrern. Dadurch können Barrieren im Kopf, Vorurteile und Hemmschwellen abgebaut werden - sowohl auf Seiten der Fahrgäste mit Behinderungen als auch bei den Fahrern der LINZ AG LINIEN“ ist Martin Schoissingeyer von den LINZ AG LINIEN überzeugt.

Die Trainingsinhalte

Sensibilisierung im Sinne der ÖZIV Trainings bedeutet:

  • Neue Sichtweise (Perspektivenwechsel)
  • Besseres Verständnis für Menschen mit Behinderungen
  • Abbau von Ängsten und Vorurteilen
  • Respekt und Wertschätzung
  • Viel Information, Neues gehört/gelernt
  • Veränderung der Kommunikation

Die Trainingsergebnisse

Die Rückmeldungen der Teilnehmer waren sehr positiv und zeigen, dass der Trainingstag zu einer Änderung der Sichtweise und Einstellung gegenüber Fahrgästen mit Behinderungen beiträgt. Vor allem die Möglichkeit der Selbsterfahrung, des Perspektivenwechsels, hat dazu beigetragen, dass sich die Mitarbeiter der LINZ AG LINIEN nun besser in die Lage behinderter Fahrgäste hineinversetzen können.

Auch die Kommunikation mit behinderten Menschen wird als Ergebnis der Schulung einem kritischen Blick unterzogen:

  • Das Duzen kommt nicht mehr in Frage. Es ist klar, dass behinderte Menschen respektvoll behandelt werden möchten (auf Augenhöhe) und kein Mitleid brauchen.
  • Erst fragen, dann handeln: Bevor man hilft, muss man fragen, ob diese Hilfe gewünscht ist und wie diese Hilfe aussehen soll.

Die Fahrerinnen und Fahrer der LINZ AG LINIEN sind mit vielen guten Vorsätzen aus dem Tag gegangen. Am nachhaltigsten wird sich wohl die Erkenntnis auswirken, dass Menschen mit Behinderungen ganz „normale“ Menschen sind, die keine Sonderbehandlung brauchen, sondern respektvoll und mit Verständnis behandelt werden wollen!

Über den ÖZIV

Der ÖZIV ist seit 1962 als Interessenvertretung von und für Menschen mit Behinderungen in ganz Österreich tätig und setzt sich für bessere gesetzliche Rahmenbedingungen ein. Neben seinen Angeboten SUPPORT (Coaching) und Arbeitsassistenz für arbeitsuchende Menschen mit Behinderungen leistet der ÖZIV mit seinem Angebot ACCESS einen wichtigen Beitrag zur Herstellung von Barrierefreiheit und zur Sensibilisierung für die Anforderungen behinderter Menschen. Ziel des ÖZIV ist eine inklusive Gesellschaft, in der behinderte Menschen selbstbestimmt und gleichberechtigt am öffentlichen Leben teilhaben können. Eine Grundvoraussetzung dafür ist Barrierefreiheit.

Weil uns ein barrierefreier Zugang zum öffentlichen Verkehr ein ganz besonderes Anliegen ist: Ziel der LINZ AG LINIEN ist es, allen Fahrgästen einen barrierefreien Zugang zum öffentlichen Verkehr zu ermöglichen. In den letzten Jahren wurden deshalb zahlreiche Maßnahmen und Projekte umgesetzt, um diesem ambitionierten Ziel ein Stück näher zu kommen. Im Folgenden ein Auszug der Projekt:

Neue Fahrscheinautomaten

Ab Mai dieses Jahres erfolgt die Inbetriebnahme der ersten 100 neuen, topmodernen Touchscreen-Fahrscheinautomaten. Großen Wert legten die LINZ AG LINIEN dabei auf eine behindertengerechte Ausführung der neuen Automaten. So befindet sich die Oberkante der Touchflächen auf einer Höhe von 120 cm, wodurch die Fahrscheinautomaten auch von Rollstuhlfahrern problemlos bedient werden können. Die Tast-Elemente der Frontplatte sowie das Vier-Ecken-Menü mit Sprachausgabe unterstützen speziell blinde oder stark sehbeeinträchtigte Fahrgäste beim Fahrscheinkauf.

Jugendprojekt CitySurfer

Bei dem aktuellen Jugendprojekt der LINZ AG LINIEN werden bereits Kinder und Jugendliche für den richtigen Umgang mit Menschen mit Behinderungen sensibilisiert. So werden sie im Rahmen des Projektes beispielsweise von Behindertenvertretern in Theorie und Praxis geschult, um Barrieren und Hemmschwellen abzubauen und mehr Verständnis für deren Anforderungen zu entwickeln.

Test einer neuen, alternativen Zielbeschilderung für Busse

Gemeinsam mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband OÖ testen die LINZ AG LINIEN aktuell eine alternative Zielbeschilderung bei den Bussen, um eine bessere Lesbarkeit für sehbehinderte Fahrgäste zu ermöglichen.

Arbeitsgruppe „Ungehindert Mobil“

In der Arbeitsgruppe „Ungehindert Mobil“ werden Projekte und Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit mit den Betroffenen selbst, also mit Vertretern von Behindertenorganisationen, abgestimmt und gemeinsam geplant.

Liniensprachansage (LiSA) – Fahrzeug-Außenansage für blinde und sehbehinderte Fahrgäste

Seit August 2013 sind alle Fahrzeuge der LINZ AG LINIEN (mit Ausnahme der Fahrzeuge auf der Pöstlingbergbahn und Stadtteilbusse) mit einer Fahrzeug-Außenansage für blinde und sehbehinderte Fahrgäste ausgerüstet. An Haltestellen im Netz der LINZ AG LINIEN kann mittels Aktivierung durch Blindenhandsender die Liniennummer und das Endziel der Straßenbahn oder des Busses über die Außenlautsprecher am Fahrzeug abgerufen werden.

Rollstuhlfreundliche Niederflurtechnik

Ein wesentlicher Beitrag zur Barrierefreiheit im öffentlichen Personen-nahverkehr sind Busse und Straßenbahnen in Niederflurtechnik mit ausreichenden Stellplätzen für Rollstühle. Im Liniennetz der LINZ AG LINIEN sind seit dem Jahr 2012 alle Fahrzeuge (außer den historischen Bergbahnen) in Niederflurtechnik unterwegs und sorgen dafür, dass ein durchgängiger, behindertengerechter Betrieb gewährleistet ist. Bereits bei der Planung der Niederflurstraßenbahnen wurden die Wünsche der Behindertenvertretungen berücksichtigt und auf eine behinderten-gerechte Umsetzung, wie etwa die sicheren Stellplätze für Rollstühle oder leicht erreichbare Druckknöpfe zur Türöffnung, besonders geachtet.

Auch die Pöstlingbergbahn kann seit Mai 2009 von Fahrgästen mit eingeschränkter Mobilität genutzt werden. Zusätzlich zu den vier Niederflurfahrzeugen wurden die Haltestellen entsprechend adaptiert. Bereits seit 1993 sind die Busse der LINZ AG LINIEN in Niederflurtechnik unterwegs. 19 Gelenk-Obusse mit komfortablem Einstieg verkehren seit 2000 im Streckennetz der LINZ AG LINIEN. Auch bei den 88 Gasbussen wurde auf das Vorhandensein von ausreichenden Stellflächen für Rollstühle geachtet. Alle Niederflurfahrzeuge verfügen zudem über eine Rollstuhlrampe, die bei Bedarf ausgeklappt werden kann.

Taktile Leitsysteme

Bei der Nahverkehrsdrehscheibe am Hauptbahnhof sind alle Bus- und Straßenbahnhaltestellen mit taktilen Leitsystemen ausgestattet. Aber auch innerhalb des LINZ AG LINIEN-Netzes wird das Leitsystem kontinuierlich ausgebaut, um diese Hilfe in allen Haltestellen anzubieten.

  • Lifte: Zusätzlich zu den Rolltreppen stehen gehbehinderten Fahrgästen in den unterirdischen Haltestellen der Mini-U-Bahn Lifte zur Verfügung, die den einfachen Zugang zu den Straßenbahnen ermöglichen.
  • Markierte Handläufe: Um die Orientierung für Sehbehinderte bei den Auf- bzw. Abgängen in den unterirdischen Haltestellen zu erleichtern, wurden Tasthilfen angebracht. Zu finden sind die Beschriftungen an den Handläufen.
  • Fahrplanauskunft auch für blinde und sehbehinderte Fahrgäste: Die elektronische Fahrplanauskunft wird auch von blinden oder sehbehinderten Fahrgästen gerne genutzt. Alle Interessierten, die über ein Spracherkennungsprogramm verfügen, können hier Fahrplaninformationen abrufen oder persönliche Fahrpläne erstellen.

Susanne Gillhofer Pressesprecherin LINZ AG
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